Montag, 15. Dezember 2003
Der Zug des Lebens
Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Oh wie schön. Ich als Abbild Gottes. Aber wer Schrieb diese Sätze nieder?
Der Mensch. Nicht Gott. Der Mensch. Er hat sich, unbescheiden wie er war, mit Gott verglichen.
Gott hat den Menschen vielleicht erschaffen. Aber der Mensch, das Kind Gottes, hat sich Gott ausgedacht, nur um sich selbst zu erklären. Der Mensch hat es niedergeschrieben, aus Angst vergessen zu werden. Gott war ihm egal. Weder leben wir noch beten wir zu Gott. Oder besser: wir flehen ihn an, uns hier auf Erden zu helfen. Aber Gott ist doch jedem von uns allen egal, wir sorgen uns nur um uns allein. Die frage ist also nicht, ob Gott existiert oder nicht, sondern vielmehr, ob wir existieren.
Was sind wir und wer sind die unsrigen?

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Montag, 8. Dezember 2003
Do
Hello. Ich bin Dodekaeder. Wie die gleichnamige geometrische Figur, ja. Aber das ist nicht mein richtiger Name. Vielleicht rutscht er mir irgendwann ausversehen heraus oder irgendjemand, der das hier zufällig liest, erkennt mich darin wieder. Anlügen werd ich ihn nicht, darum geht es hier unter anderem. Aber das tut an dieser Stelle noch nichts zur Sache.

Ich bin ein digitales Abbild von dem, was mein Autor gewesen ist und nicht mehr sein möchte. Eigentlich ist er nicht unglücklich, aber er fragt sich gerade, ob es denn sein kann, dass ein so begabter Junge wie er es ist, ein Leben führt, in dem er sich mit einer bemerkenswerten Stringenz eine Grube nach der anderen selbst gräbt, um dann auch tatsächsich hinein zu fallen.

Schon seit längerem glaubt er zu ahnen, dass es Zusammenhänge auf diesem Planeten gibt, die sich seinem Geiste bislang weitestgehend verborgen gehalten haben. Antworten auf Fragen, die sich dem Geist nicht so einfach offenbaren. Man kann sie sein Leben lang suchen. Und wahrscheinlich wird er das tun. Manchmal liest er Plichta oder Tesla, unterhält sich mit wenigen Bekannten über hochtrabende Themen, verfolgt alles das Rande.
All das, was er für gut und interessant hält. Er mag Musik, Kultur, Wissenschaft. Aber hat er sich je wirklich interessiert?
Er, also ich, tut eigentlich alles nur am Rande.
Ich bin jetzt 25 Jahre alt und verwirrter denn je. Eigentlich habe ich schon einiges begriffen in den vergangenen Jahren aber es geht alles viel zu langsam. Ganz sicher nicht um mich herum, oh nein. Die meisten, die ich mag, Freunde, Familie, alle sind in Sachen Lebensplanung Lichtjahre voraus. Ich habe lange gebraucht, um mich selbst zu analysieren. Heute, jetzt, in den ersten Atemzügen meines Vorhabens, bin ich mir nicht sicher, ob ich es schaffe. Ich weiss nicht mehr, wie es ist, an etwas zu glauben. Jaja, mit 25 werdet ihr sagen. Ich werde lernen, es in Worte zu fassen. Vielleicht finde ich das weisse zwischen den Zeilen. Obwohl ich Anst habe, dafür jetzt schon viel zu lange viel zu bekifft sein. Auch andere Drogen, ja. Und viel, viel Alkohol. Das erzähl ich alles noch.

Ich komme aus ordentlichen Verhältnissen, gutes Elternhaus. Meine Eltern spielen natürlich eine massgebliche Rolle, aber ich rechne hier nur mit mir ab. Vorerst.

Ich habe gestohlen, gelogen, mich von Drogen verführen lassen, Menschen wehgetan, die mich geliebt haben und so viel Schmerz dabei erlebt, dass es bestimmt das beste war, mich in meine eigene verkiffte Welt zurück zu ziehen, neu aufzubauen. Es hat gedauert. Mein Gott, fast 10 Jahre. Und ich bin ganz schön fertig. Meine Wohnung ist ein permanenter Saustall, ich bin wieder im ersten Semester und an den letzten Sex kann ich mich kaum noch erinnern. Ich habe einen speckigen Bauch und schlechte Haut bekommen, alls wolle irgendjemand sichergehen, dass ich auch wirklich verstehe.. naja, ich weiss, das es so nicht weitergeht. Ich habe mir immer gesagt, ich sei ein Geniessertyp. Werde schon meinen Weg machen. Das werde ich auch bestimmt, aber nicht so. Veränderungen kommen nicht von allein und ich muss aufpassen, mich nicht erneut zu verlieren. Denn eingentlich bin ich ein prima Junge. Kann charmant sein. Gar nicht hässlich. Begabt und psychisch als auch physisch stabil.

Doch all das ist dabei, den Bach runter zu gehen. Ich bin oft traurig. Meine Zähne gehen kaputt.

Ich habe mir viel vorgenommen. Nämlich von heute an jeden Tag etwas für meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun.
Neben meinem Studium werde ich mich mit Buddhismus und einer Kampfsportart beschäftigen. Ich werde wieder anfangen zu musizieren und jeden Tag soviel lesen, wie mir Zeit bleibt. Ich glaube an mich. Ich werde meine Fortschritte hier festhalten. Und zur Not dokumentiere ich mein Scheitern :- )

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